Die Schiffsgrößenentwicklung schreitet immer weiter voran, die größten Megacarrier können heute fast 20.000 Standardcontainer (TEU) transportieren. In der aktuellen Studie „The Impact of Mega-Ships“ beleuchtet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) negative Effekte, die die rasante Schiffsgrößenentwicklung mit sich bringen würde. Dahinter verbirgt sich auch die grundsätzliche Frage: Sind dem Wachstum überhaupt Grenzen gesetzt?
Ein Fachbegriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist „Economies of Scale“. Dieser sogenannte EoS-Effekt, auch als Skaleneffekt oder Größenkostenersparnis bezeichnet, beschreibt das Verhältnis der Produktionsmenge zu den eingesetzten Produktionsfaktoren. Die Theorie: Je größer das Schiff, desto mehr Ware kann es transportieren und desto günstiger lässt es sich betreiben. Kurz gesagt: Megacarrier haben einen größenbedingten Vorteil gegenüber kleineren Containerschiffen.
OECD: Kostenersparnisse durch Megacarrier zunehmend geringer
Die OECD hält in ihrer Studie fest, dass sich die durchschnittliche Containerschiffsgröße in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat. Durch den Einsatz von Megacarriern hätten die Linienreedereien zwar Kostenersparnisse erzielt, allerdings in zunehmend geringeren Maße als gedacht. Je größer die Megacarrier wurden, desto geringer wurden auch die Größenkostenersparnisse, stellt die OECD fest. Rund 60 Prozent der Kostenersparnisse, die mit Megacarriern der neusten Generation erzielt würden, seien vielmehr auf deren effizientere Schiffsantriebe als auf deren Transportkapazität zurückzuführen.
Hinsichtlich der fortschreitenden Schiffsgrößenentwicklung gibt die OECD auch zu bedenken, dass der Seehandel nicht mit dem Wachstum der Megacarrier mitgehalten habe – und somit Überkapazitäten am Markt entstanden wären, die wiederum zu sinkenden Frachtraten für den Transport von Seecontainern geführt hätten. Auch hier sind geringere Kostenersparnisse für Linienreedereien die Folge.
Schiffsgrößenentwicklung stellt viele Häfen vor Herausforderungen
Für Häfen und Hinterland stellt der Einsatz immer größerer Megacarrier laut OECD-Analyse eine logistische Herausforderung dar. Zum einen sei die nautische Erreichbarkeit vieler Häfen nicht optimal, da die Megacarrier aufgrund ihres enormen Tiefgangs dort oft nur teilabgeladen einlaufen könnten (Stichwort: Elbvertiefung). Zum anderen müssten die Häfen eine entsprechende Infrastruktur und bei Umschlagsspitzen ggf. auch mehr Personal vorhalten, um die riesigen Containermengen eines Megacarriers zu bewältigen. Hinzu kommt, dass die gelöschten Container anschließend ins Hinterland transportiert werden, was eine leistungsfähige Logistik und gute Anbindung an Straße, Schiene und Binnenschifffahrt erfordert.
Die OECD sieht die Politik gefordert, sich des Themas anzunehmen und die Schiffsgrößenentwicklung kritisch zu hinterfragen. Denn wenn künftig noch größere Megacarrier in Dienst gestellt werden – Containerschiffe mit mehr als 21.000 TEU sollen schon 2017 in Fahrt gehen –, würden zwangsläufig auch die Transportkosten steigen.
Quelle: OECD-Studie “The Impact of Mega-Ships”
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