Das Containerschiff „Ever Given“ der taiwanesischen Reederei Evergreen blockierte seit Dienstag eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt, den Suezkanal. Das rund 400 Meter lange Schiff war wegen eines Sandsturms auf Grund gelaufen. Am Montag, den 29. März wurde der Kanal wieder für die globale Schifffahrt freigegeben.
Bis zum Morgen des 30. März um 6 Uhr mitteleuropäischer Zeit haben 113 Schiffe ihre Wartepositionen verlassen und den Kanal durchquert, sagte Osama Rabie, Leiter der Kanalbehörde, nach Medienberichten in Kairo. Die ersten Schiffe hätten bereits am frühen Montagabend Kurs aufgenommen. Nach Rabies Worten werde nunmehr nonstop daran gearbeitet, den Stau von fast 370 Schiffen, die auf beiden Seiten des Kanals wegen der Blockade auf Reede warteten, auszulösen.
„Die Freilegung des Schiffes ist eine sehr erfreuliche Nachricht für die globalen Lieferketten“, sagt Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer. Dennoch seien weitere Verzögerungen zu erwarten: Eine Auflösung des Rückstaus von knapp 400 Schiffen werde nach einer erfolgten Öffnung des Kanals voraussichtlich weitere drei bis sechs Tage dauern, prognostiziert Lösch. Sobald die Durchfahrt des Suezkanals wieder möglich ist, werde sich der Rückstau auf die Häfen verlagern und so zusätzlichen Druck auf die Lieferketten ausüben. Lösch: „Der Druck im Seeverkehr wird weiterbestehen. Es kann nicht mit einer Entspannung der maritimen Lieferketten vor dem dritten Quartal gerechnet werden.“
Unterdessen rechnet die Versicherungsbranche mit einer langen Kette teurer Schadenansprüche, die im Zuge der Schließung des Suezkanals geltend gemacht werden können. Nach Einschätzung der Allianz in München sind eine ganze Reihe verschiedener Schadenmeldungen und -ansprüche denkbar, die die Versicherungsbranche treffen könnten. Dazu gehören unter anderem mögliche Ansprüche der Kanalbetreiber und Ansprüche der vielen Schiffe, die tagelang im Kanal festsaßen, schreibt Régis Broudin, der für Seefahrtschadenmeldungen zuständige Manager der Allianz-Tochter AGCS. „Für die AGCS ist derzeit noch nicht abzusehen, ob und in welcher Höhe wir von Schadenbelastungen durch diesen Vorfall betroffen sein werden“, sagte eine Sprecherin des
Unternehmens in München.
Quellen: DVZ, dpa
Foto: Suez Canal Authority