Auf dem 8. Hamburger Schifffahrtsdialog in den Räumlichkeiten der Handelskammer der Hansestadt fanden sich rund 200 Teilnehmer ein, um Fachvorträgen und einer anschließenden Diskussionsrunde zu folgen. Tenor der Veranstaltung: Die verschiedenen, weltweiten geopolitischen Krisenregionen und auch Konflikte belasten die internationale Schifffahrtsindustrie zwar weiterhin, die maritime Branche als Ganzes beweist jedoch jeden Tag aufs Neue, wie flexibel und zugleich krisenelastisch sie reagiert.
So machte Dr. Gaby Bornheim, Präsidentin des Verbands Deutscher Reeder (VDR), klar, dass sie sich für die Schifffahrt aus Sicherheitsgründen praktisch unpassierbaren Roten Meer wieder eine Rückkehr zur Normalität wünsche. Deutsche Reedereien würden derzeit klar den sicheren, aber auch längeren, zugleich kostenintensiveren und auch emissionstreibenden Weg über das Kap der Guten Hoffnung wählen.
Zusätzlich zur Gefahrenzone im Roten Meer zeichne sich jetzt so etwas wie ein Wiederaufkeimen der Piraterie am Horn von Afrika – und damit im Zulauf zum Roten Meer ab. Doch nicht nur auf diesen Teil der Erde beschränke sich Seepiraterie. Sie treibe auch in anderen Regionen weiter ihr Unwesen, etwa Westafrika und Südostasien, ergänzte Bornheim. Zudem könnte in Asien mittelfristig ein neuer Krisenherd entstehen, und zwar im südchinesischen Meer, das von der Volksrepublik China derzeit offensiv für sich beansprucht werde.
Vizeadmiral Frank Lenski, Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte und Stellvertreter des Inspekteurs der Marine, stellte in seinem Vortrag die hohe Belastung der Deutschen Marine dar. Zu ihren umfangreichen Aufgaben zählen zum Beispiel die Durchführung verschiedener Auslandseinsätze sowie die Erfüllung der originären Aufgaben zur Landesverteidigung und Nato- Bündnisverpflichtungen und die maritime Diplomatie. Er warnte zudem wiederholt davor, die vom Iran aus auf vielfältige Art und Weise unterstützten Huthi-Rebellen hinsichtlich ihres Bedrohungspotenzials zu unterschätzen.
Wie lange sich die Krise am Roten Meer noch hinzieht, kann auch Hapag-Lloyd-CEO Rolf Habben Jansen nicht sagen. Deutschlands größte Linienreederei gehe bei der Routenplanung daher klar auf Nummer sicher. Die Unversehrtheit der Besatzung, aber auch von Schiff und Ladung, hätten höchste Priorität. Die Krise im Roten Meer könne am Ende aber schneller wieder ein Ende finden als derzeit von der maritimen Industrie oder auch der Politik gedacht.
Quelle: THB