Seecontainer mieten wird ein immer größeres Thema in der Containerschifffahrt. Rund 90 Prozent des Welthandels werden mit standardisierten Containern abgewickelt. Der Bestand der weltweiten Flotte ist in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich gewachsen. Im Gegensatz zur Containerschifffahrt war der Containermarkt bislang weniger anfällig für extreme Ausschläge, weil sich Bestellung, Herstellung und Vermietung der Boxen stärker am Bedarf orientierten.
Die Reedereien gehen immer mehr dazu über, die Seecontainer zu mieten und nicht selbst zu kaufen. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen sparen die Reeder angesichts knapper Kassen Kosten, zum anderen halten sich die Banken bei Finanzierungen derzeit zurück. So ist der Anteil des Containerleasings innerhalb der Containerflotte seit 2009 gestiegen, nachdem er in den Jahren zuvor während des Schifffahrtsbooms gesunken war.
Bei den Preisen für neue Container erwartet der Containerspezialist Buss Capital mittel- bis langfristig eine deutliche Steigerung. Niedrige Stahlpreise hatten die Boxen in den vergangenen drei Jahren auf relativ niedrigem Niveau gehalten. Buss geht davon aus, dass die Neucontainerpreise in den kommenden zehn Jahren auf mindestens 2500 Dollar zulegen werden – ein weiterer Grund für die Reedereien, ihre benötigten Seecontainer zu mieten statt sie zu kaufen.
Steigen die Neubaupreise, dürften jedoch auch die Raten für das Containerleasing anziehen. Langfristige Raten für Standardcontainer von 85 bis 95 Cent, wie sie vor einigen Jahren zu sehen waren, liegen derzeit außer Reichweite. Doch 60 Cent sind laut Buss ab dem Jahr 2016 möglich. Viel hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich die Zinsen in den USA entwickeln.
Seecontainer mieten: Die wichtigsten Fragen
- Wer mietet Container?
In der Mehrzahl sind es Reedereien, die Seecontainer mieten, zu einem geringen Teil aber auch Logistikunternehmen. Die größten zehn Linienreedereien der Welt verwalten zusammen Schiffe mit Stellplätzen für gut elf Millionen TEU (Standardcontainer) und damit rund 63 Prozent der weltweit verfügbaren Containerstellplätze.
- In welchen Größenordnungen werden Container vermietet?
Container mieten die Reedereien nicht einzeln, sondern typischerweise ganze Flotten zwischen 1.000 und 5.000 TEU. Vereinzelt wurden auch Verträge für große Flotten bis zu 50.000 TEU geschlossen.
- Welche Vorteile hat es für die Reedereien, Container zu leasen statt zu kaufen?
Seecontainer zu mieten hat für die Reedereien den Vorteil, dass sie kein Eigenkapital in Container investieren müssen. Durch diese sogenannte Off-balance-Finanzierung können sie ihre Eigenkapitalrendite erhöhen oder ihre Mittel an anderer Stelle einsetzen – zum Beispiel zur Finanzierung von Schiffen. Darüber hinaus können die Mieter flexibel auf Marktschwankungen reagieren. Wenn sich ihr Bedarf erhöht, mieten sie zusätzliche Container an. Sinkt der Bedarf, geben sie vermehrt Container zurück.
- Wem gehören die vermieteten Container?
Die Leasing-Container, die die Leasinggesellschaften vermieten, gehören in der Regel nicht ihnen selbst, sondern institutionellen oder privaten Investoren (zum Beispiel Containerfonds).
- Wie viele Mieter hat ein Containerfonds?
Da es weltweit sehr viele Linienreedereien und Logistikunternehmen gibt, können große Containerfonds zum Teil mehr als 200 unterschiedliche Abnehmer haben, die Seecontainer mieten. Dies sorgt für eine breite Risikostreuung, macht aber auch ein aktives Fondsmanagement notwendig.
- Wie sieht die Eigentümerstruktur des weltweiten Containerbestands aus?
Mitte 2014 verwalteten die Containerleasinggesellschaften rund 47 Prozent der Weltcontainerflotte, die sie überwiegend an Containerlinienreedereien vermieteten. Damit gehörten den Containerlinienreedereien rund 53 Prozent des Bestands. Im Gesamtjahr 2014 orderten die Containerleasinggesellschaften rund 57 Prozent aller neuen Container.
Quelle: THB / Buss Capital
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