Bei der der Vorstellung der Umschlagzahlen des Hamburger Hafens herrschte gute Stimmung. Michael Westhagemann, parteiloser Senator für Wirtschaft und Innovation, sprach vor Pressevertretern von „guten Zahlen“. Auch die Vertreter der Vermarktungsgesellschaft Hafen Hamburg Marketing (HMM) schauten zufrieden auf den Seegüterumschlag des Jahres 2021, der sich „positiver als erwartet“ darstellte.
Das Problem ist nur, dass die gute Stimmung aus dem von HMM vorgenommenen Vergleich zum Jahr 2020 resultierte. Im Jahresvergleich 2021/2020 ist der Containerumschlag tatsächlich um 2,2 Prozent auf 8,7 Millionen TEU gestiegen. Jedoch sind diese Werte wegen des sehr starken Einbruchs im Jahr 2020 jedoch wenig aussagekräftig, da sie durch den Corona-bedingten Basiseffekt statistisch positiv verzerrt sind. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 zeigt sich daher ein realistischeres Bild.
Ladungsverlust in Hamburg noch nicht überwunden
Im Vergleich der Zahlen aus den Jahren 2021 und 2019 zeigt sich, dass der Hafen Hamburg im internationalen Vergleich immer mehr an Boden verliert. Dies belegen die aktuellen Containerumschlagzahlen der 30 nach Aufkommen wichtigsten Hafenstandorte weltweit, die das Analysehaus Alphaliner zusammengestellt hat. So ist der Hafen Hamburg mit einer Umschlagentwicklung von rund minus 6 Prozent gegenüber 2019 einer der wenigen Hubs überhaupt, der den im Zuge der Pandemie eingetretenen Ladungsverlust noch nicht überwunden hat.
Nur drei weitere Hafenstandorte bleiben neben Hamburg innerhalb der globalen Top 20 unter ihren jeweiligen Umschlagwerten von 2019: Dubai/Jebel Ali (VAE), Kaohsiung (Taiwan) und Hongkong (China). Hinzu kommt, dass der größte deutsche Seehafen das höchste Minus aller Top-25-Häfen im Containerumschlag gegenüber 2019 verzeichnet. Selbst das gegenüber 2020 nur eingeschränkt aussagekräftige Plus von 2,2 Prozent offenbart im internationalen Vergleich eine weitaus geringere Wachstumsdynamik: Die Top-30-Häfen verzeichnen 2021 gegenüber 2020 ein kumuliertes Plus von 6,8 Prozent.
Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass der Hafen Hamburg in der Rangliste der nach Ladungsaufkommen größten Containerhäfen der Welt erneut abrutscht. Er verliert 2021 gegenüber dem Vorjahr einen weiteren Rang und rangiert nunmehr auf Platz 19. Im Ranking des Jahres 2019 belegte der Hafen noch Rang 17.
Ander deutsche Seehäfen konnten Umschlag steigern
Dass es auch in schwierigen Zeiten aufwärts gehen kann, zeigt dagegen unter anderem der JadeWeserPort. 2021 gingen am Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven 712.953 TEU über die Kaje – ein Plus von 68,5 Prozent gegenüber 2020 und immer noch 11,4 Prozent mehr als 2019. Überhaupt war 2021 bezogen auf den Containerumschlag das erfolgreichste Jahr von Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen.
Seaports of Niedersachsen führt als Gründe für den Anstieg insbesondere den deutlichen Anstieg von ungeplanten Schiffsanläufen sowie die pandemiebedingten temporären Verlagerungen von Diensten aus anderen Häfen in Nordeuropa auf. Auch für die Zeit nach der Corona-Pandemie zeigt man sich optimistisch: „Für den Containerumschlag in Wilhelmshaven sieht der Betreiber Eurogate durch den geplanten Einstieg von Hapag-Lloyd am JadeWeserPort nach eigenen Angaben eine deutlich positive Entwicklungsperspektive“, erläutert André Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH.
Quellen: DVZ/Alphaliner