Die am 1. Januar 2020 in Kraft tretende Schwefelobergrenze in der globalen Schifffahrt stellt nach Einschätzung von Ökonomen der Landesbank Baden-Württemberg LBBW eine Gefahr für die Weltwirtschaft dar. Die Analysten verweisen dabei unter anderem auf die hohen Kosten der Umstellung, die sich laut einer Studie von S&P Global Platts für die Branche in den kommenden fünf Jahren auf mehr als eine Billion US-Dollar belaufen würden.
Neben steigenden Kosten würden auch sinkende Schiffskapazitäten den künftigen Welthandel belasten. Damit käme neben dem Handelsstreit zwischen den USA und China ein weiterer großer Belastungsfaktor hinzu, so Analyst Per-Ola Hellgren. Obwohl bis zu 70.000 Seeschiffe umgerüstet oder verschrottet werden müssten, habe ein großer Teil der globalen Handelsflotte noch nichts unternommen. „Hierdurch werden mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der internationalen Schifffahrt gleichzeitig die Kosten steigen und die verfügbaren Kapazitäten sinken“, erklärt der LBBW-Ökonom Hellgren. Beim Treibstoff könne es zu Versorgungsengpässen kommen.
„Als Konsequenz könnte das Weltwirtschaftswachstum 2020 spürbar geringer ausfallen, da mehr als 80 Prozent des Welthandels über die Schifffahrt abgewickelt werden. Die Einführung zum Jahreswechsel würde damit die Gefahr einer weltweiten Rezession erhöhen“, warnt Hellgren. Bislang rechnet das LBBW Research für 2020 mit einem globalen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,1 Prozent.
Neue Vorgaben der International Maritime Organization
Mit Schweröl betriebene Schiffsdiesel gehören zu den schadstoffreichsten Verbrennungsmotoren. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (International Maritime Organization, IMO) hat deshalb bereits vor drei Jahren festgelegt, dass der Schwefelgehalt des Treibstoffs ab Januar 2020 nur noch maximal 0,5 Prozent betragen darf. Bereits seit Mitte 2010 gilt an Europas Küsten sogar eine noch strengere EU-Richtlinie die maximal 0,1 Prozent zulässt.
Zunächst sind bis zu 70.000 Seeschiffe betroffen, die für regelkonforme Treibstoffe umgerüstet oder verschrottet werden müssen. Die Reeder stehen dabei vor der Wahl, schwefelärmere Treibstoffe zu nutzen, Abgasreinigungsanlagen zu benutzen oder auf Flüssigerdgas-Antriebe umzurüsten. Bei einem großen Teil der globalen Handelsflotte sei jedoch bislang nichts geschehen, urteilt der Analyst.
Quelle: LBBW
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