„Sei vorsichtig. Er ist mit allen Wassern gewaschen.“ So oder so ähnlich kommt uns diese metaphorische Redewendung des Öfteren zu Ohren. Doch wo kommt sie her, was ist ihre tatsächliche Bedeutung und was steckt dahinter?
Falsch ist die Annahme, es handle sich hierbei um eine Redewendung, die jemandem mit einem ausgiebigen Hang zur Hygiene beschreibt. Auch sonst hat sie nichts mit Reinlichkeit zu tun. Vielmehr entstammt sie der Seemannsprache und hat eine ganz andere Bedeutung.
Erinnern wir uns zurück – soweit es geht. Früher wie heute waren und sind Seeleute wochen-, monate- oder gar jahrelang in aller Welt unterwegs, vor allem um Waren von A über B und C nach D zu transportieren. Das bedeutet, sie kommen sehr weit herum und haben alle Ozeane und Meere dieser Erde bereist. Früher sagte man dazu „die sieben Weltmeere“, also das Ionische, Ligurische, Tyrrhenische, Adriatische, Ägäische, Schwarze und das Mittelländische Meer. Mit dem Wasser all dieser Meere haben sich die Seeleute damals also gewaschen.
Dabei haben sie viel gelernt: über die verschiedenen Länder und über unterschiedliche Kulturen mit ihren jeweiligen Gebräuchen, Ritualen und Ansichten. Menschen, die also die sieben Weltmeere bereist und sich mit ihren Wassern gewaschen haben, haben also einen sehr weiten Erfahrungshorizont, kennen sich auf vielen Gebieten bestens aus und lassen sich so schnell nicht hinters Licht führen. Außerdem sind sie schwierige Verhandlungspartner, weil sie sämtliche Tricks auf Lager haben. Ist jemand sprichwörtlich mit allen Wassern gewaschen, dann ist er also erfahren, gewitzt und sogar ein wenig durchtrieben.
Foto: Pixabay