Redensarten und Ausdrücke aus der Seefahrt bereichern seit Jahr und Tag die Umgangssprache. Nicht immer ist klar, was sie bedeuten und worauf sie zurückgehen. Höchste Zeit für klare Sicht, vor allem für Landratten – findet Autor Walter Schmidt, der hier jeden Monat eine maritime Redewendung erklärt.
Das ist ja mal ein Leichtmatrose!
Der sogenannte Leichtmatrose hat es wirklich nicht einfach. Aktenkundig wurde beispielsweise im Jahr 2007 die Schmähung des damaligen Bundeswirtschaftsministers Michael Glos durch Hubertus Heil. Der frühere SPD-Generalsekretär warf dem CSU-Politiker vor: „Glos benimmt sich wie ein Leichtmatrose, der sich auf das Sonnendeck verirrt hat: Er legt sich auf den Liegestuhl, träumt und vergisst die Arbeit, die er eigentlich zu leisten hat.“
Was ist ein echter Leichtmatrose?
Nett war das nicht, und zumindest aus historischer Sicht auch falsch. Denn echte Leichtmatrosen, die es offiziell noch bis vor dreißig Jahren gab, hatten in ihrem dritten Lehrjahr zum Seemann alle Hände voll zu tun und überhaupt keine Zeit, sich währenddessen auf einem Deckstuhl zu fläzen. Außerdem war ein Leichtmatrose bei der Handelsmarine tätig, nicht auf Passagierschiffen mit Sonnendeck, wohin er sich im dritten Lehrjahr ohnehin kaum noch verirrt hätte. Der Leichtmatrose rangierte über dem Decksjungen (1. Jahr) und dem Jungmann (2. Jahr), aber unter dem Matrosen mit Brief, der als Vollmatrose seine dreijährige Lehrzeit abgeschlossen hatte. Heute aber ist ohnehin alles anders, denn „die Ausbildung zum Matrosen wurde 1983 in Deutschland durch das Berufsbild des Schiffsmechanikers ersetzt“, sagt Christof Lauer vom Verband Deutscher Reeder (VDR). Der Leichtmatrose als Redewendung hat also den echten Leichtmatrosen überlebt.
Quelle: Walter Schmidt (www.schmidt-walter.de)
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