Mit großen Wellen auf hoher See hat so manches Schiff zu kämpfen. Durch die bei der Fahrt entstehende Verwirbelung des Wassers erzeugen Schiffe aber auch selbst wellenartige Bewegungen im Meer, die sie quasi wie eine Schleppe hinter sich herziehen. Dieses sogenannte Kielwasser, oder auch Heckwasser, eines Motorschiffes sollte von anderen Schiffen gemieden werden. Doch warum ist es eigentlich nicht ratsam, dass Schiffe im Kielwasser fahren?
Die Antwort auf diese Frage hat Stefan Krüger, der das „Institut für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit“ an der Technischen Universität Hamburg-Harburg leitet. Schiffe, die in der Wasserwirbelschleppe des vorausfahrenden Schiffes fahren, müssen gegen dessen Propellerstrahl anfahren, was erhebliche zusätzliche Energie kostet. Sprich: Ein motorisiertes Schiff verbraucht mehr Treibstoff, ein Segelschiff verliert vielleicht sogar ganz an Vortrieb.
Im „Kielwasser“ eines Menschen unterwegs zu sein, ist meist wenig schmeichelhaft
Sich im Kielwasser eines Menschen voranzubewegen, scheint ebenfalls ein zweifelhaftes Vergnügen zu sein. So berichtete der Nachrichtensender n-tv einmal von der Computermesse CeBIT: „Im Eiltempo schreitet die Kanzlerin mit Ministern, VIP-Gästen und überfordert wirkenden Bodyguards im Kielwasser durch die Hallen…“ Im Kielwasser unterwegs zu sein, ist für „Landratten“ also manchmal wenig schmeichelhaft – zumal sich dort gern Opportunisten aufhalten, wenn sie nicht gleich als Trittbrettfahrer durchs Leben gleiten.
Nur im Kielwasser eines Eisbrechers sind andere Schiffe gut aufgehoben
Ähnlich verhält es sich auch auf See und in der Schifffahrt: Denn wenn Kapitäne dort bewusst im Kielwasser fahren oder segeln, vertrauen sie auf die Erfahrung oder Kühnheit des Vorausfahrenden, statt auf ihre eigene. Eine Ausnahme bildet die Fahrt im Kielwasser eines Eisbrechers, auf dessen Kraft und Festigkeit hinterherfahrende Schiffe aus gutem Grund bauen.
Auch wenn eine Kanzlerin durch die Menge „pflügt“ und diese bereitwillig zur Seite weicht, muss einen die Kraft der Vorderfrau freilich nicht schrecken – denn zumindest als Teil ihrer Entourage profitiert man ja davon.
Quellen: Walter Schmidt / DVV
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