Seit Mai 2015 stellt Roland Umschlag mit dem Eisenbahnverkehrsunternehmen Locon Logistik & Consulting und dem Jade-Weser-Train mindestens einmal pro Woche den schnellen und zuverlässigen Kombinierten Verkehr (KV) aus Wilhelmshaven ins Hinterland sicher.
Bereits im ersten Jahr seines Einsatzes verkehrte der Jade-Weser-Train 65-mal zwischen Deutschlands einzigem Tiefwasser-Containerterminal in Wilhelmshaven und dem Güterverkehrszentrum (GVZ) in Bremen. 2016 brachte er es sogar auf 91 Umläufe. Das ist natürlich nicht allein mit einer Fahrt pro Woche möglich. Vielmehr sind die drei beteiligten Partner – Roland Umschlag, Locon und Martin Tolksdorf Logistics als Abwickler – im Fall eines erhöhten Ladungsaufkommens jederzeit in der Lage, die Frequenz des Zuges kurzerhand zu steigern. So hat die Bahn in den vergangenen beiden Jahren auch schon einige Male gleich drei Runden in einer Woche gedreht – zum Beispiel im Sommer vergangenen Jahres, als mehrere Containerbrücken in Bremerhaven zeitweilig aus dem Betrieb genommen und die Schiffsladung zum Teil nach Wilhelmshaven umgeleitet werden musste.
Kostengünstige Alternative zur Straße
Die meisten Container, die der Jade-Weser-Train auf seiner 92 TEU langen Garnitur befördert, sind für die Bremer Region bestimmt. Sie beinhalten vor allem Güter für den täglichen Bedarf und die Automobilindustrie sowie Rohware und Halbfertigprodukte, die später bei den entsprechenden Unternehmen verarbeitet werden. Eine Vielzahl der Güter ist aber auch für das Hochregallager im GVZ Bremen bestimmt, das auf 230.000 Quadratmetern exklusiv die Waren von Tchibo lagert und distribuiert. Darüber hinaus wird das Zugsystem für die Versorgung der Region mit Leercontainern und für den Warentransport in das deutsche Hinterland genutzt. Zielstationen sind dabei vor allem Mannheim, Dortmund, Duisburg und Neuss. Allerdings werden diese Städte im sogenannten Spotverkehr und damit nur unregelmäßig bedient. „Wir arbeiten intensiv daran, neue Relationen für regelmäßige Verkehre zu gewinnen, um das Leistungsspektrum kontinuierlich auszubauen“, so Hendrik Klar, Leiter der Transportabteilung und des Leercontainerdepots bei Roland Umschlag. Seine Bilanz nach knapp zwei Jahren: „Obwohl dieser Zug eine kostengünstige Alternative zum Transport auf der Straße ist, wird er bisher vor allem für Importe von Wilhelmshaven nach Bremen genutzt. Dagegen halten sich die Kunden auf der Exportseite leider noch merklich zurück.“
Als Besonderheit des Projekts Jade-Weser-Train hebt Klar die schnelle Umschlagsleistung der Terminals an den beiden Standorten hervor. So sei ein Umlauf von Bremen nach Wilhelmshaven und zurück innerhalb von zehn bis zwölf Stunden gewährleistet. Dabei wird der Zug morgens in Bremen beladen. Danach fährt er nach Wilhelmshaven, wo er nach knapp zweieinhalbstündiger Fahrt eintrifft, um dort entladen und später wieder mit neuen Containern bestückt zu werden. Gegen 15 Uhr geht es dann wieder zurück nach Bremen, wo am frühen Abend erneut das gleiche Ladungs-prozedere ansteht. Darüber hinaus dient Bremen als Umschlagsterminal für weitere Zugsysteme in andere deutsche Seehäfen, wodurch die Fixkosten für die Waggons und die Lok entsprechend gering gehalten werden können.
Bis 70 Lkw-Touren auf einmal einsparen
Für Oliver Bergk, General Manager bei Eurogate, ist der Jade-Weser-Train ein Paradebeispiel für einen gelebten KV: „Dieses System ist eine ökologisch sinnvolle Alternative zum Straßenverkehr. Denn allein auf einer Fahrt kann der Zug 92 20-Fuß-Container mitnehmen und so bis zu 70 Lkw-Touren auf der Straße einsparen.“ Gleichzeitig macht Bergk deutlich, dass sich Wilhelmshaven mit seinem Leistungspaket nicht hinter anderen Häfen verstecken muss: „Wir liefern eins zu eins das ab, was auch andere Hafenstandorte können. Außerdem haben sich die Vorteile des Tiefwasserhafens angesichts der wachsenden Schiffsgrößen inzwischen herumgesprochen, und auch die Wirtschaftlichkeit der Hinterlandanbindung ist gegeben – wie der Jade-Weser-Train belegt.“
So verfügt Wilhelmshaven über eine zweigleisige Anbindung an das Schienennetz der Deutschen Bahn. Insgesamt besteht die Hafenbahn des JadeWeserPorts aus drei Komponenten: einer vier Kilometer langen Zuführungsstrecke, einer 16-gleisigen Vorstellgruppe und einem sechsgleisigen Umschlagsterminal. In der Vorstellgruppe, die als Puffer zwischen dem Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) und dem Hinterland fungiert, ist das problemlose Zusammenstellen und Rangieren von bis zu maximal zwölf Vollzügen möglich. Auf dem Umschlagsterminal von Eurogate stehen zudem drei Portalbrücken für den KV zur Verfügung, die einen Wechsel der Container vom Zug auf die Straße und umgekehrt bewerkstelligen. 20 Prozent der Container werden dabei von Wilhelmshaven aus per Zug oder per Lkw weitergeleitet. Der Großteil der Boxen, rund 80 Prozent, gelangt hingegen via Feederschiff in weitere Häfen, vor allem nach Skandinavien und ins Baltikum.
Bergk ist sich sicher, dass der KV in Wilhelmshaven Zukunftspotenzial besitzt: „Wenn die Warenkunden von der Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit des Standorts überzeugt sind, folgen Reeder und andere Transport- und Logistikdienstleister und das Verkehrsangebot weitet sich aus. Weitere Bahnoperateure werden in Kürze Wilhelms-haven in ihr Netzwerk einbinden. Die am Containerterminal umgeschlagenen Mengen können effizient über die vorhandene Bahninfrastruktur abtransportiert werden.“ Der Einsatz von Diesellokomotiven zur Überbrückung der Teilstrecke zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg gewährleistet eine reibungslose Anbindung an das Hinterland. Die Elektrifizierung dieses Streckenabschnitts, die bis Sommer 2022 geplant ist, ist ein weiteres Pro-Argument für den Hinterlandverkehr des JadeWeserPorts. „Dadurch könnten wir auch die Geschwindigkeit und die Gewichtsgrenzen beim Jade-Weser-Train weiter erhöhen“, umreißt Klar zwei wesentliche Vorteile der Elektrifizierung.
Quelle: LOGISTICS PILOT, April 2017 (Download PDF)
Fotos: © Alexander Zeugner