Im Rahmen des Maritime Silk Road Port Cooperation Forums 2024 in Ningbo vertieften die Zhejiang Seaport Group, die den nach Gesamtumschlag größten Seehafen der Welt ‚Ningbo Zoushan Port‘ betreibt, sowie der JadeWeserPort ihre bereits bestehende Kooperation. Der Abschluss unterstreicht das große Interesse seitens der Chinesen am einzigen Container-Tiefwasserhafen in Deutschland. Im Fokus des Interesses stand die Gemini Cooperation von Hapag-Lloyd und Maersk, mit dem Ziel ab 2025 Warenströme von Ningbo nach Wilhelmshaven zu lenken. Über Hintergründe der Zusammenarbeit mit Maersk und die damit verbundenen Vorteile für die Kunden spricht der Hapag-Lloyd-Vorstandsvorsitzende Rolf Habben Jansen in einem Interview mit dem TIEFGANG.
Die Delegation des JadeWeserPort und Vertreter der Zhejiang Seaport Group nach der Unterzeichung des vertiefenden Kooperationsvertrages.
Herr Habben Jansen, es war wie ein Paukenschlag, als Sie Mitte Januar dieses Jahres die Gründung der Gemini Cooperation zusammen mit der Reederei Maersk verkündeten. Was sind die Gründe für die neue Allianz?
Die Zusammenarbeit mit unserem neuen Partner Maersk wird dazu beitragen, die Qualität, die wir unseren Kunden bieten, weiter zu steigern. Darüber hinaus werden wir von Effizienzsteigerungen in unserem operativen Betrieb und von gemeinsamen Anstrengungen profitieren, die Dekarbonisierung unserer Branche weiter zu beschleunigen.
Können Sie das konkretisieren?
Im Rahmen der Gemini Cooperation haben wir uns gemeinsam das Ziel gesetzt, nach der vollständigen Einführung des Netzwerks eine Fahrplanzuverlässigkeit von über 90 Prozent zu erreichen. Unsere Kunden können zudem mit einer verbesserten Servicequalität und verkürzten Transitzeiten in vielen wichtigen Hafen-zu-Hafen-Korridoren rechnen. Und was die Dekarbonisierung angeht: Wir als Hapag-Lloyd streben an, bis zum Jahr 2045 die Netto-Null-Marke zu erreichen.
Auf welche Relationen wird sich die Gemini Cooperation beziehen – und welche Rolle spielen dabei Ihre eigenen Terminals?
Noch befinden wir uns in der Detailplanung. Fest steht aber schon jetzt: Die Gemini Cooperation wird aus 26 Liniendiensten in sieben Fahrtgebieten bestehen, denen wir entsprechende Hubs zuordnen. So werden wir beispielsweise die Liniendienste NE1 (Europa–Asien) und AL1 (Nordeuropa–Nordamerika) über Wilhelmshaven routen. Fast alle Hubs haben Terminals, die wir gemeinsam als Gesellschafter kontrollieren. Die Liniendienste werden durch ein globales Netzwerk von speziellen Shuttle-Diensten ergänzt, die sich ebenfalls um eigene oder von uns kontrollierte Terminals gruppieren. Wir wollen 14 Shuttle-Dienste in Europa, vier im Mittleren Osten, 13 in Asien und einen im Golf von Mexiko anbieten. Diese Shuttle-Dienste ermöglichen eine schnelle Verbindung mit flexibler Kapazität zwischen den Drehkreuzen und weiteren Häfen.
Bilden Maersk und Hapag-Lloyd denn jetzt aus Kundensicht eine Einheit?
Natürlich bleiben wir vollkommen eigenständige Unternehmen. Die Gemini Cooperation wird eine langfristige operative Zusammenarbeit sein, die sich vom kommenden Februar an nur auf die von mir genannten 26 Liniendienste bezieht. Beide Unternehmen werden spezielle Teams bereitstellen, die die Zusammenarbeit managen werden. Wichtig ist mir an dieser Stelle zu betonen, dass Hapag-Lloyd und Maersk ihren operativen Betrieb außerhalb dieses Netzwerks vollkommen eigenständig organisieren und an den jeweiligen Kundenanforderungen ausrichten.
Welche Rolle spielt Wilhelmshaven innerhalb der Gemini Cooperation?
Wilhelmshaven wird als einer unserer künftigen Nord-Hubs von der Gemini Cooperation spürbar profitieren. Der JadeWeserPort bildet mit seinem Container Terminal Wilhelmshaven einen festen Bestandteil des Netzwerks. Konkrete Zahlen kann ich zwar noch nicht nennen, aber wir werden deutlich mehr Ladung als zuvor in deutsche Häfen bringen, ein großer Teil davon wird in Wilhelmshaven umgeschlagen werden. Auch wird das CTW mit signifikant mehr Ladung im Transshipment-Bereich rechnen können.
Was hat den Ausschlag für Wilhelmshaven gegeben?
Zum einen natürlich unsere Beteiligung am Container- und Rail-Terminal hier. Zum anderen überzeugen die Standortvorteile: ausreichende Kapazitäten, ein tiefes Fahrwasser und die guten Hinterlandanbindungen. Außerdem hat sich der Hafen auf unsere Anläufe mit Großcontainerschiffen gut vorbereitet: Die acht vorhandenen Containerbrücken wurden um jeweils 11 Meter erhöht, zwei wurden komplett neu gebaut. Hier fühlen wir uns gut aufgehoben.
Über die Gemini Cooperation
Im Februar 2025 wird die neue Gemini-Allianz (Gemini: lateinisch für „Zwilling“) von Hapag-Lloyd und Maersk an den Start gehen. Die Kooperation umfasst dann einen Flottenpool von rund 290 Schiffen mit einer Gesamtkapazität von 3,4 Millionen TEU. Auf Maersk entfallen dabei 60, auf Hapag-Lloyd 40 Prozent. Die Zusammenarbeit bezieht sich auf sieben Fahrtgebiete mit 26 Diensten. Hinzu kommen 59 Terminals von Maersk und 20 von Hapag-Lloyd, die ebenfalls in die Gemini Cooperation einbezogen werden. Als logische Folge der neuen Allianzgründung wird Hapag-Lloyd vor dem Gemini-Start im Januar kommenden Jahres aus dem bestehenden Konsortium „THE Alliance“ ausscheiden.