Das am 1. Juni 2020 gestartete und vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Förderrichtlinie Innovative Hafentechnologien (IHATEC) mit 2,35 Millionen Euro geförderte Forschungsvorhaben RangierTerminal4.0 im JadeWeserPort Wilhelmshaven ist abgeschlossen. Das teilt die Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co KG in einer Pressemitteilung mit. Nach Auswertung aller Daten bescheinigen die Kooperationspartner dem Projekt „Potenzial zur Effektivitätssteigerung bei den bahnseitigen Prozessen.“
Das Forschungsvorhaben widmete sich der Automatisierung der Eisenbahnrangierprozesse in der Vorstellgruppe und analysierte die Auswirkungen auf die Prozesslandschaft in Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen, dem JadeWeserPort Wilhelmshaven. Dabei erfolgte eine praxisnahe Erprobung mit einer Rangierlok, wobei der Fokus auf der technischen Planung und Umsetzung des automatisierten Rangiervorgangs sowie der Anpassung der Kommunikations- und Informationsprozesse lag. Fand die bisherige Kommunikation zwischen dem Triebfahrzeugführer und dem Disponenten telefonisch oder via Funk statt, bündelt das digitale Dialogsystem RT40 die Informationen aus verschiedenen Quellen zu einem Rangierauftrag, welcher über weitere digitale Module an die Lok und deren Steuerungseinheit übertragen wird.
Für die Ausführung der Rangieraufgabe erstellt die autonome Antriebs- und Steuereinheit (ADCU) eine virtuelle Karte des geplanten Fahrtverlaufs auf Grundlage der Daten aus dem Rangierauftrag. Über die aktuelle Position der Lokomotive informiert ein Ortungsmodul. Beide Spitzen der Lok sind mit Boxen zur Fahrwegüberwachung und diversen Sensoren ausgestattet. Die ADCU ermittelt mit Hilfe von Bremskurven und der aktuellen Geschwindigkeit den Anhalteweg der Lok. In Kombination mit der Breite des Lichtraumprofils ergibt sich der Gefahrenbereich und bei Erkennung eines Hindernisses initiiert die ADCU eine Bremsanweisung.
Zur langfristigen Integration der automatischen Rangierbewegungen in den regulären Betrieb sei eine Abstimmung und Optimierung sowohl der bahnbetrieblichen, als auch der logistischen Transportketten mit den eingesetzten Managementsystemen erforderlich, heißt es in der Mitteilung. „Wir freuen uns, dass wir mit der bahnseitigen Infrastruktur hier in Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen ein ideales Umfeld für die Erprobung dieser zukunftweisenden Rangiermethode bieten konnten“, kommentiert Marc-Oliver Hauswald, Geschäftsführer der Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co KG. „Sollten sich Möglichkeiten für ein Anschlussprojekt im JadeWeserPort ergeben, welches die Aufnahme des Systems in den Realbetrieb untersucht, würden wir das sehr begrüßen.“
Die Projektpartner und ihre Zuständigkeiten:
- Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling GmbH & Co. KG (WLH), Hattingen:Anbieter Entwicklung, Fertigung und Vermarktung der modularen Rangierlok
- dbh Logistics IT AG (dbh), Bremen: Entwicklung des RT40-Dialog-Systems
- Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (THN): Bearbeitung der Forschungsthemen im Bereich des assistierten, automatisierten und autonomen Fahrens auf der Schiene (Umfelderfassung, Objekterkennung- und Klassifikation, Fahrstrategie und Fahrzeugsteuerung für automatisch fahrende Systeme).
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Bremen: Ausrüstung der Lok mit Ortungseinheit
- JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG: Betriebsgesellschaft Hafenbahn
- Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co. KG:
- Eisenbahninfrastrukturunternehmen
Zum Förderprogramm Innovative Hafentechnologien (IHATEC)
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert die Entwicklung innovativer Technologien, die den Häfen helfen, das Umschlagaufkommen zu bewältigen und Logistikketten zu verbessern. Ziele des Förderprogramms sind unter anderem die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen See- und Binnenhäfen, die Optimierung des Güterumschlags, der Fahrgastdienste in den Häfen und des Zu- und Ablaufverkehrs sowie die Verbesserung der digitalen Infrastruktur.