Häfen sind wichtige Knotenpunkte für Logistikketten. Bei ihrer Entwicklung müssen sämtliche Verkehrsträger wie Schiffe, Züge und Lkw berücksichtigt werden. Innovationen im Bereich Logistik 4.0 und dem Verkehrsmanagement in den niedersächsischen Häfen führen sowohl vor Ort zu Verbesserungen und wirken über den Standort und die Region hinaus in das Hinterland. Eine besondere Rolle hat hierbei die Hafenbahn – und genau da setzen die Förderprojekte RaDaR4.0 und RangierTerminal4.0 an.
Bei dem Forschungsprojekt „RaDaR4.0“ geht es um die Einrichtung eines digitalen Testfeldes, bei dem Standardkamerasysteme in Häfen mit einer speziellen OCR/Deep-Learning-Technologie verknüpft werden sollen. OCR steht für „Optical Character Recognition“, also optische Zeichenerkennung. Teil-Testfelder, die durch ihr Zusammenwirken ein digitales, hafenübergreifendes Testfeld bilden, sollen in den Häfen Brake, Cuxhaven, Emden und im JadeWeserPort sowie im Rüstersieler Groden in Wilhelmshaven errichtet werden.
Für das Forschungsvorhaben der Verbundpartner Niedersachsen Ports (NPorts) und Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing hat Dr. Norbert Salomon, Ministerialdirektor im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), jetzt einen Förderbescheid über insgesamt 2,5 Millionen Euro überreicht. Die Mittel, von denen 1,8 Millionen Euro an NPorts gehen, stammen aus dem Förderprogramm „Digitale Testfelder in Häfen“.
„Wir freuen uns sehr über diese Fördermittel und auf die kommende Arbeit am Projekt, das derzeit einzigartig in Europa ist. Indem wir logistische Prozesse digitalisieren, stärken wir die Innovationskraft der Hafenwirtschaft“, sagt Holger Banik, Geschäftsführer der Hafengesellschaft NPorts.
Um die gesamte Logistikkette darzustellen, können im weiteren Projektverlauf auch die Verkehrsträger Schiff und Straße mit eingebunden werden. Ziel ist, das Waren-Handling im Schienenverkehr im Zusammenhang mit den Hafenprozessen zu verbessern. „RaDaR4.0“ hat eine Laufzeit bis Mitte 2024, Projektträger ist der TÜV Rheinland.
Automatisierte Rangierlokomotive: RangierTerminal4.0
Seit knapp zwei Jahren läuft bereits das ebenfalls vom BMDV im Rahmen des Förderprogramms für Innovative Hafentechnologien (IHATEC) geförderte Forschungsprojekt RangierTerminal4.0. Ziel ist die Optimierung des Energiebedarfs durch den Einsatz einer automatisierten Rangierlokomotive auf der Hafenbahn im Güterverkehrszentrum JadeWeserPort.
Die Erprobung des vollautomatisierten Rangierbetriebes für Containerzüge soll zum einen die Fahrten nach den Anforderungen des Containerumschlags, des Bahnbetriebs und aus Umweltgesichtspunkten, Verringerung von Lärm, Schadstoffen und Energieverbräuchen, optimal aufeinander abstimmen und zum anderen die erforderlichen Kommunikations- und Informationsprozesse anpassen. Bereits abgeschlossen im Rahmen des Projekts sind die Anforderungsanalyse und das Systemkonzept. Nachdem erste Testfahrten mit der Lokomotive des Projektpartners Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling (WLH) am Unternehmenssitz Hattingen bereits stattgefunden haben, wird diese vor Ort technisch endausgestattet, bevor sie ihren Weg nach Wilhelmshaven antritt und ab Sommer dieses Jahres Erprobungsfahrten unter Realbedingungen absolviert.
Nach der vollzogenen Elektrifizierung könnte die Lokomotive die heutigen Aufgaben der dieselbetriebenen Version übernehmen. Die Automatisierung der Rangiervorgänge kann dazu beitragen, die Effizienz und die Auslastung des Hafens zu steigern. „Die Maßnahme ist ein wichtiger Baustein, um die Rangiervorgänge ökologisch und ökonomisch zu optimieren“, sagt Andreas Bullwinkel, Geschäftsführer der Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co. KG. An dem Projekt sind neben dem JWP und WLH die Technische Hochschule Nürnberg (THN), dbh Logistics IT AG (dbh) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Verkehrssystemtechnik (DLR) beteiligt. Das Projekt läuft noch bis Mai 2023.
Quellen: Niedersachsen Ports/THB