Die Wilhelmshavener Zeitung veröffentlichte am 8. November 2022 eine Reportage über Modernisierungsarbeiten im Container Terminal Wilhelmshaven. Dort werden derzeit die acht bestehenden Containerbrücken nach eingehender Inspektion um jeweils elf Meter erhöht. So sollen sie auch in Zukunft die größten Containerschiffe problemlos entladen können. Zusätzlich sollen zwei weitere Brücken bis Frühjahr 2024 betriebsbereit sein.
Acht rote Stahlkolosse stehen seit 2012 weithin sichtbar an der Kaje des Container Terminal Wilhelmshaven (CTW). Damals zählten die in China gebauten Containerbrücken zu den weltweit größten ihrer Art. „Die haben alle noch reichlich Lebenszeit vor sich. Aber bei Hochwasser ist es heute zwischen Ausleger und der obersten Containerreihe an Bord der größten Schiffe schon eng“, sagt Ralf Kraul, Technik-Koordinator bei Eurogate am CTW. „Deshalb war es an der Zeit, sie für die Zukunft auszustatten. Wir lassen unsere Containerbrücken um jeweils elf Meter erhöhen.“ Das reiche für drei zusätzliche Containerlagen.
Erfahrenes Unternehmen
Auf dem südlichen Teil des Terminals wird seit Oktober an den Brücken 01 und 02 gearbeitet. „Wir haben uns dazu entschieden, diese immer paarweise modernisieren zu lassen. Nach einer Studie haben wir den Auftrag an das niederländische Unternehmen Kalmar vergeben, das reichlich Erfahrung mit der Modernisierung und Erhöhung von Containerbrücken hat“, erklärt der 49-Jährige. „Zuletzt haben sie zwölf Brücken in Rotterdam erhöht.“ Kalmar unterzieht nach eigenen Angaben jede Brücke vor der Erhöhung einer genauen Inspektion und verstärkt sie an wichtigen Stellen, bevor sie nach dem Durchtrennen der vier Stahlbeine mit dem Spezial-Hydraulik-Werkzeug aufgebockt wird.
In China vorgefertigt
Die neuen Bein-Elemente sind in China gefertigt worden und bis auf die Verkabelung mit allem vormontiert, was benötigt wird. „Dazu gehören unter anderem Treppen oder auch ein Aufzugsschacht“, so der Eurogate Technik-Koordinator. Gerade hat ein Frachter die ersten Teile angeliefert. Selbst der konservierende rote Farbanstrich ist bereits drauf auf den Teilen. „Die übrigen Elemente erwarten wir im Dezember“, so Kraul.
Hydraulik hebt 2000 Tonnen
Vereinfacht erklärt wird jedes der vier Stahlbeine durchtrennt, nachdem Kabel, Leitungen und anderes innen und außen entfernt wurden. Dann hebt eine gewaltige Hydraulik-Anlage die Brücke zunächst nur ein wenig an. Nun wird an den Schnittstellen eine vorgefertigte Stahlkonsole verschweißt und anschließend verschraubt. Wenn die elf Meter langen neuen Bein-Elemente eingebaut werden sollen, hebt die Hydraulik die fast 2000 Tonnen in zwei Schritten an. Oben und unten werden diese Erhöhungen dann fest mit den Konsolen verschraubt.
Zwei neue Brücken
Eurogate hat außerdem zwei neue Containerbrücken bei Liebherr in Irland bestellt. „Ab Frühsommer nächsten Jahres sollen die Bauteile hier angeliefert werden“, sagt Ralf Kraul. „Montiert werden die Liebherr-Brücken auf dem Terminalgelände und später an die Kaje transportiert. Ab Frühjahr 2024 sollen sie betriebsbereit sein – pünktlich mit den dann komplett erhöhten acht älteren Containerbrücken.“
Zahlen und Fakten zu den Containerbrücken
Die Containerbrücken auf dem CTW wiegen je fast 2000 Tonnen und gehörten bei der Eröffnung vor zehn Jahren zu den größten der Welt. Bei einer Höhe des Pylons von 83 Metern (126 Meter mit hochgeklapptem Ausleger) arbeitet der Brückenfahrer bislang in einer Höhe von 45 Metern; künftig werden es 56 Meter sein. Zum Vergleich: Wilhelmshavens Rathausturm ist 50 Meter hoch. Die Arbeitslänge des Auslegers ist laut Eurogate mit 69 Metern (gesamt 78 Meter) immer noch bestens geeignet, um auch 25 Containerreihen an Bord nebeneinander zu bedienen.
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung/Michael Halama