Anhaltender Mangel an Containern und Schiffen, fehlende Fahrplantreue, steigende Frachtraten, unzuverlässige Buchungen und vieles mehr – nach Einschätzung der Bremer Speditions- und Logistikwirtschaft befinden sich die globalen Schifffahrtsmärkte aus verschiedenen Gründen aktuell in einer Art Ausnahmezustand.
Insbesondere die derzeit sehr hohen Frachtraten für Container sind nach Ansicht von Oliver Oestreich, dem Vorsitzenden des Verein Bremer Spediteure (VBSp), ein Ärgernis. Er habe zwar grundsätzlich Verständnis dafür, dass etwa die in der Containerlinienschifffahrt tätigen Reedereien nach mehreren Jahren eines allgemeinen Preisdrucks, der wiederum in der Summe für die Schifffahrtsbranche zu Verlusten in Höhe von vielen Milliarden US-Dollar geführt habe, wieder Geld verdienen wollen und auch müssen. „Aber momentan kommt es bisweilen zu starken Übertreibungen“, so Oestreich weiter.
Gleichzeitig sinke die Qualität des gebotenen Services, vor allem hinsichtlich der verlässlichen Verfügbarkeit von Transportraum oder auch der Fahrplanzuverlässigkeit. So bewege sich etwa die Pünktlichkeit der Frachter und damit der transportierten Boxen bei „unter 40 Prozent“. „Die Spediteure müssen größte Mühe aufwenden, um die Waren ihrer Kunden aus Industrie und Handel zu verschiffen“, sagt Oestreich. So seien etwa Buchungsvorläufe von vier bis sechs Wochen keine Seltenheit mehr. Doch selbst nach bestätigter Buchung sei es nicht selten, dass die Ware nicht auf das gebuchte Schiff verladen werden kann. Reedereien behalten sich vor, bestätigte Buchungen noch kurz vor Schiffsabfahrt wieder zu stornieren. Und was die Höhe der Frachtraten angeht: „In manchen Fahrtgebieten haben sich die Frachtraten bereits mehr als verfünffacht, in der Spitze sogar verzehnfacht“, beklagt Oestreich
Für die Speditionsmitarbeiter bedeute diese Gesamtlage in jedem Fall sehr viel Mehrarbeit, Stress und auch der Umgang mit Kundenfrust. Eine derart angespannte Situation wie derzeit habe es in seiner Erinnerung in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht gegeben. Überseespeditionen würden immer wieder an Rand ihrer Leistungsfähigkeit gebracht.
Quelle: VBSp/THB