Die Wilhelmshavener Zeitung veröffentlichte am 9. Oktober einen Beitrag, in dem sie mit Mikkel Andersen über aktuelle Entwicklungen im internationalen Seehandel und die daraus erwachsenden Perspektiven des JadeWeserPort spricht. Demnach erwartet der Geschäftsführer des Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) und Bremerhaven (CTB) für den CTW ein Rekordjahr:
Im Sommer hat das Team von Mikkel Andersen auf den Andrang am Terminal reagiert – und 70 weitere Mitarbeiter eingestellt. „Alles Ehemalige mit seinerzeit befristeten Verträgen, die wir nicht verlängert hatten. Nun hat jeder von ihnen einen unbefristeten Vertrag. Diesmal passt es einfach!“ Insgesamt sind es damit wieder fast 400 Mitarbeiter.
Vom Balkon in der fünften Etage des Terminal-Hauses schaut Andersen über die Lagerplätze des Containerhafens. „So voll wie jetzt war es hier noch nie. Und wir sind am CTW die einzigen, die gegen den weltweiten Trend arbeiten – weil bei uns noch Flächen frei sind.“ Noch.
Von den corona-bedingten Shutdowns gerade in den chinesischen Häfen haben sich die globalen Lieferketten zur See noch längst nicht erholt. In den Containerhäfen dieser Welt geht seit Monaten kaum noch etwas, weil die Lager überfüllt sind, berichtet der Geschäftsführer des Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) und Bremerhaven (CTB). „Lag die durchschnittliche Verweildauer einer Box vorher bei vier bis fünf Tagen, liegt sie nun bei weit über einer Woche.“
Dazu kommt die Fahrplanuntreue der Liniendienste. „Im Januar 2020 lag die Fahrplantreue der Schiffe beim Branchenprimus Maersk bei 90 Prozent – im August 2021 bei nur noch 48. Der Durchschnitt der anderen Reedereien ist derzeit bei 30 Prozent. Also sind etwa zwei von drei Schiffen unpünktlich.“ Vor Los Angeles, berichtet der Eurogate-Manager, stauen sich aktuell rund 70 Containerschiffe. „Und da jedes Schiff dort entladen und gleich wieder beladen wird, liegt es natürlich eine ganze Weile an der Kaje.“
So bleibt den Reedereien nichts anderes übrig, als Häfen, die eigentlich mit ihren Liniendiensten angefahren werden, auch mal aus den Fahrplänen zu streichen und die Ladung außerplanmäßig anderswo zu löschen. „So kommt dann eben Ladung, die eigentlich für Felixstowe in Großbritannien vorgesehen ist, nach Wilhelmshaven – und muss später doch irgendwie nach Felixstowe.“ Das generiert reichlich Umschlag an Deutschlands einzigem Tiefwasser-Containerterminal.
Von diesen sogenannten Inducement Calls – unvorhergesehenen Anläufen – hat der CTW bereits in den vergangenen Jahren immer wieder profitiert. Jetzt zeigt sich, dass das Team von Mikkel Andersen auch die zunehmende Zahl an Großcontainerschiffen in diesem Jahr bewältigt.
Beeindruckend sind seit einigen Wochen vor allem die Doppelanläufe der modernen, mit Flüssigerdgas (LNG) angetriebenen Containerriesen der Reederei CMA CGM. Diese 400 Meter langen Frachter tragen fast 23 000 Standardcontainer (TEU) und gehören damit zu den größten der Welt. „Die fahren sonst nach Hamburg“, freut sich Mikkel Andersen. „Und wir haben bewiesen, dass wir diese Schiffe super abfertigen können am CTW.“
Die Herausforderung sei allerdings, aus den vielen Inducement Calls ein dauerhaftes Geschäft zu generieren, betont der Geschäftsführer. „Da sind wir auf einem guten Weg, denke ich. Es ist deshalb sinnvoll, dass sich Maersk von seiner Beteiligung am CTW trennt. Die haben unseren Terminal hier letztlich nie strategisch entwickelt, weil sie ihr Riesending in Rotterdam machen und in Bremerhaven ihr deutsches Standbein halten.“
Dem Einstieg der Hamburger Reederei Hapag Lloyd in den Betrieb des CTW und den Bahnumschlag sieht er erwartungsfroh entgegen. „Allein die zwölf großen Containerschiffe, die Hapag bestellt hat – wo sollen die in Hamburg denn hin?“ Mit dem künftigen Partner Hapag Lloyd, ist Andersen überzeugt, werde Eurogate in Wilhelmshaven eine ganze Menge bewegen. „Die verfolgen ja eine klare Strategie und haben sich das hier ganz genau angesehen. Mit der Elektrifizierung der Bahnstrecke wird zum Beispiel der Bahnumschlag an Fahrt aufnehmen.“ Dabei rollen die Züge bereits: So verkehrten im August 117 Containerzüge, im September 144 – und es werden noch mehr erwartet.
„Wenn das Kartellamt grünes Licht gegeben hat für den Einstieg von Hapag Lloyd, werden wir rasch zusammensitzen. Dann wird sicher auch über die Bestellung weiterer Containerbrücken gesprochen“, verspricht Mikkel Andersen. „Diese Brücken werden deutlich größer sein – und wir werden beim Terminalbetrieb auf Digitalisierung und Automation setzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Trotzdem brauche der CTW eher mehr Personal, wenn es hier wie erwartet weiter wächst.
„Wir sind vorne mit dabei – und dies langfristig zu sichern, liegt mir sehr am Herzen“, so der Geschäftsführer. „Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, werden die Ärmel hochkrempeln und die Zukunft gestalten.“
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung