Auf Basis der Seeverkehrsprognose 2030, erstellt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord eine Sonderauswertung anfertigen lassen. Die vom Beratungsunternehmen MWP durchgeführte Sonderauswertung der Seeverkehrsprognose 2030 untersuchte die Entwicklung des deutschen seewärtigen Außenhandels nicht nur unter Tonnage-, sondern auch unter wertbezogenen Gesichtspunkten. Berücksichtigt wurden die Verkehre mit Start- oder Zielort Deutschland von 19 bundesrepublikanischen Seehäfen. Das Ergebnis: Bei Betrachtung des Außenhandelswerts fällt das Wachstum mit 140 Prozent auf 863 Milliarden Euro im Zeitraum 2010 bis 2030 sogar noch höher aus als bei der Tonnage, die um 57 Prozent auf 290 Millionen Tonnen zulegt.
Zügiger Ausbau der Verkehrsinfrastruktur gefordert
Einige weitere Resultate im Schlaglicht: Mit 68 Prozent werden 2030 mehr als zwei Drittel des wertmäßigen deutschen seewärtigen Außenhandels über die Seehäfen der Bundesrepublik abgewickelt. Dabei wachsen, so die Sonderauswertung der Seeverkehrsprognose 2030 weiter, die Verkehre von und zu den deutschen Seehäfen zwischen 2010 und 2030 doppelt so stark wie die Gesamtverkehre, hier beträgt die Steigerung insgesamt 52 Prozent. Die wachsenden Verkehre zwischen den Seehäfen einerseits und Produktionsstandorten anderseits erfordern den raschen Ausbau einer leistungsfähigen, bedarfsgerechten Verkehrsinfrastruktur – so die Forderung des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und der IHK Nord. Dieser Infrastrukturausbau müsse für die Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasserstraße gleichermaßen erfolgen, wodurch Wachstum und Arbeitsplätze in der deutschen Volkswirtschaft in allen Regionen gesichert würden.
Lkw als Hauptverkehrsträger
Insgesamt steigt zwischen 2010 und 2030 der Warenstrom über deutsche Seehäfen um 140 Prozent auf 863 Milliarden Euro an. Der Lkw-Verkehr wird dabei den größten Anteil ausmachen: Allein im Jahr 2030 sollen circa 179 Millionen Tonnen Güter per Lkw von und zu unseren Seehäfen transportiert werden – 2010 waren es 107 Millionen Tonnen. Das enorme Wachstum beim deutschen seewärtigen Außenhandel erfordert leistungsfähige infrastrukturelle Voraussetzungen im globalisierten Wettbewerb. Auf langen Strecken liegt jedoch der Schienenverkehr vorn: 88 Millionen Tonnen wird laut Sonderauswertung der Seeverkehrsprognose 2030 das Transportvolumen bei der Bahn im Jahr 2030 betragen, 2010 lag dieser Wert noch bei 62 Millionen Tonnen. Mit etwa 23 Millionen Tonnen legt auch das Binnenschiff im Vergleich zu 2010 (15 Millionen Tonnen) deutlich zu. ZDS und IHK Nord betonen, dass die Ergebnisse noch einmal verdeutlichen, wie groß der bundesweite Handlungsbedarf beim Ausbau der Verkehrskorridore von und zu den deutschen Seehäfen ist.
Für das Bundesland Niedersachsen prognostiziert die Sonderauswertung der Seeverkehrsprognose 2030 einen Anstieg des Warenstroms über deutsche Seehäfen bis 2030 um 91 Prozent, auf 118.387 Millionen Euro. Auch hier wird der Lkw den Hauptverkehrsträger stellen. Insbesondere Maschinen und Fahrzeuge, containerisierte Güter sowie chemische Erzeugnisse werden dabei von und zu den deutschen Seehäfen transportiert.
Quelle: IHK Nord
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