Mehr als 300 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung haben sich am 31. August 2018 zum Niedersächsischen Hafentag getroffen. Timo Schön, neuer Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen, eröffnete die 28. Auflage der Branchenveranstaltung in Leer.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann machte in seiner deutlich, dass die Landesregierung das Thema Digitalisierung in den Niedersächsischen Häfen stark vorantreiben möchte. Der Fokus liege darauf, eine leistungsfähige digitale Infrastruktur zu schaffen. So solle Niedersachsens See- und Binnenhäfen bis zum Jahr 2021 unter anderem an das schnelle Internet angeschlossen werden. Althusmann betonte die Rolle der Häfen als starker Partner der niedersächsischen Wirtschaft und bezeichnete die Hafenindustrie in diesem Zusammenhang als Schlüsselbranche. „Niedersachsen bewegt sich, die lokale Hafenindustrie passt sich den dynamischen Märkten und Anforderungen an“, ergänzte Seaports-Geschäftsführer Timo Schön.
Niedersachsen hat mehr Reedereien als jedes andere Bundesland
Dass das Land Niedersachsen ein wichtiger Reederstandort ist, untermauerte Alfred Hartmann, Präsident des Verbands Deutscher Reeder (VDR) mit Zahlen: „Mit 124 Unternehmen gibt es zwischen Ems und Elbe mehr Reedereien als in jedem anderen Bundesland. Und mit über 800 Schiffen liegen wir in Niedersachsen nur knapp hinter Hamburg auf Platz 2“, sagte er. „Schifffahrt und Häfen: unverzichtbar für Wohlstand und Fortschritt“ lautete der Titel seiner Rede. Positiv entwickelt sich auch der Containerumschlag in den Niedersächsischen Seehäfen: Im ersten Halbjahr 2018 konnte ein deutliches Plus von 25 Prozent (circa 291.000 TEU) verbucht werden.
Derweil haben Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische Seehäfen, des DGB und der Gewerkschaft Verdi eine gemeinsame Zwischenbilanz zum seehafenpolitischen Kurs der Landesregierung gezogen. Das klare Bekenntnis zur Umsetzung der im Bundesverkehrswegeplan enthaltenen Projekte sei das richtige Signal. Erfreulich sei insbesondere das Bestreben der Landesregierung, den Ausbau der Hinterlandanbindungen der Seehäfen voranzutreiben. Ausdrücklich begrüßt werde auch die Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Digitalisierung ohne Gigabitnetze und die beschleunigte Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G nicht möglich sei. Neben der Förderung innovativer Projekte in den Häfen müsse die Landesregierung auch eine Qualifizierungsoffensive starten, um dem digitalen Wandel in der Hafenwirtschaft Rechnung zu tragen.
Landesmittel sollen auf mindestens 40 Millionen Euro pro Jahr erhöht werden
„Für den Erhalt der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Niedersächsischen Seehäfen und die Sicherung der damit verbundenen mehr als 40.000 Arbeitsplätze im Land muss eine Erhöhung der Landesmittel auf mindestens 40 Millionen Euro pro Jahr sowie die zusätzliche Bereitstellung von Landesmitteln für besondere Großprojekte, wie die Instandhaltung von Schleusen, auch über 2019 hinaus im Landeshaushalt vorgesehen werden“, hießt es in einer Mitteilung der Arbeitsgemeinschaft. Darüber hinaus müssten Planungsverfahren beschleunigt und Planungskapazitäten des Landes erhöht werden. Angesichts des bevorstehenden EU-Austritts Großbritanniens sei zudem zwingend erforderlich, die Zollverwaltung an den niedersächsischen Hafenstandorten auszubauen, damit auch im Falle eines „harten Brexits“ weiterhin ein zuverlässiger und reibungsloser Güterumschlag im Großbritannienverkehr gewährleistet werden könne.
Quellen: Seaports of Niedersachsen, Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische Seehäfen
Foto: Axel Biewer