Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg und die Abhängigkeit von russischem Erdgas hat Bundeskanzler Olaf Scholz den schnellen Bau von zwei Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland angekündigt. Der SPD-Politiker nannte Brunsbüttel und Wilhelmshaven als Standorte. „Wir werden umsteuern, um unsere Importabhängigkeit von einzelnen Energielieferanten zu überwinden“, sagte Scholz am Sonntag bei einer Sondersitzung des Bundestags. Ein LNG-Terminal, in dem heute Gas ankomme, könne morgen auch grünen Wasserstoff aufnehmen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, Deutschland sei nicht achtsam genug gewesen, in welche Abhängigkeit man gerade durch die hohen Öl-, Gas- und Kohleimporte aus Russland geraten sei. Er will nun einen „Ausstiegsplan“ aus fossilen Energien vorlegen. Die Versorgung sei zu einer Frage der nationalen Sicherheit geworden. Habeck hatte bereits angekündigt, den Bau eines eigenen deutschen LNG-Terminals vorantreiben zu wollen. In einem Papier des Ministeriums hieß es, es sei eine finanzielle staatliche Unterstützung zu prüfen. Die Anlage müsse so gebaut werden, dass sie „Wasserstoff-ready“ sei.
Die Festlegung auf Wilhelmshaven mag für manchen überraschend kommen. Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper hatte frühere Pläne für die Stadt am Jadebusen zurückgestellt. Stattdessen sollte zuletzt die Wasserstoff-Nutzung aus Ammoniak im Vordergrund stehen. Nach Informationen des Handelsblatts bat der Bund das Unternehmen, sein Vorhaben für eine LNG-Aufnahme in Wilhelmshaven nun zu reaktivieren.
Niedersachsens Energieminister Olaf Lies sagte, die Landesregierung werde alles daran setzen, die Planungen gemeinsam mit der Stadt Wilhelmshaven und dem Bund voranzutreiben. „Es gibt keinen Zweifel mehr daran, dass der Import aus Russland nicht mehr Grundlage unserer Versorgungssicherheit sein kann. (…) Die Alternative ist, am Tropf russischer Lieferungen hängen zu bleiben.“ Er halte es für realistisch, dass es 2024 erste LNG-Lieferungen geben könnte.
Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kündigte an, den Bau eines LNG-Terminals in Brunsbüttel zu forcieren. „Schleswig-Holstein wird alles unternehmen, um das klare Bekenntnis des Bundeskanzlers zum Bau eines LNG-Terminals in Brunsbüttel zügig voranzutreiben“, sagte Günther.
Quellen: dpa/THB