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Nachhaltiger Handel auf See: Die Rückkehr der Frachtsegler
Veröffentlicht am 26.07.2018

Aus dem Frachtraum der Avontuur weht ein würziger Duft. Ein Holzfass nach dem anderen ziehen die Seeleute mit einer Seilwinde nach oben. Der Frachtsegler hat noch 18 Fässer mit Rum geladen. Kapitän Cornelius Bockermann steht entspannt an Deck. Nach fünf Monaten auf See ist die Avontuur aus der Karibik zurückgekehrt: Mit rund 70 Tonnen Kakao, Kaffee, Rotwein, Schnaps und Kardamom an Bord – im Vergleich zu modernen Containerschiffen, die über 20.000 Boxen auf einmal transportieren können, eine verschwindend geringe Menge. Und viel zu wenig, als dass Bockermanns Reederei Timbercoast aus Elsfleth davon allein leben könnte. Doch das ist dem 59-Jährigen egal. Für ihn ist die Rückkehr der Frachtsegler ein klares Bekenntnis zu nachhaltigem Handel auf See; verbunden mit dem Ziel, eine moderne Segelflotte aufzubauen und „gesegelte Waren“ im Handel zu etablieren.

Kapitän Cornelius Bockermann an Deck des Frachtseglers Avontuur.

„Wir sind wenig kapitalistisch und wollen nicht reich werden“, sagt der Kapitän der Avontuur, der mit dem fast 100 Jahre alten Zweimaster und seinen Mitstreitern bei der Reederei ein Zeichen für einen umweltschonenden und emissionsfreien Warentransport auf See setzen will. Mehr als 160 Freiwillige halfen dabei, die Avontuur in einer Werft wieder seetauglich zu machen. Seit zwei Jahren transportiert sie nun Waren aus der Karibik nach Europa. „Wir können nicht alles für Konsum und Luxus opfern“, sagt Bockermann, und will mit der Avontuur eine Alternative anbieten – auch wenn ein Frachtsegler allein den Welthandel natürlich nicht grundlegend verändern kann.

Schiffe wie diese werden in der heutigen Zeit nur eine Nische besetzen können, meint auch Thomas Jung, Nautik-Professor an der Hochschule Bremen. Er glaubt nicht an den kommerziellen Erfolg von Frachtseglern, da sich ihre Seereise im Gegensatz zu der moderner und doppelt so schneller Containerschiffe nie exakt planen ließe. Pünktlichkeit, also dass die verschiffte Ware zu einem fest vereinbarten Termin im Zielhafen ankommt, sei im Welthandel jedoch unabdingbar.

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In seinem Streben nach mehr Nachhaltigkeit im Seetransport ist Cornelius Bockermann von der Elsflether Reederei Timbercoast nicht allein: 2007 gründete der Niederländer Jorne Langelaan zusammen mit zwei Freunden die Reederei Fairtransport in Den Helder, die heute mit der Nordlys rund um Europa sowie mit der Tres Hombres in die Karibik segelt. „Wir wollen eine ganze Flotte von Frachtseglern schaffen“, sagt Langelaan. „Wir haben damals mit der Tres Hombres als erste gezeigt, dass es möglich ist.“ Ähnliche Projekte, die in den vergangenen Jahren entstanden seien, sehe Fairtransport nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung.

Große Nachfrage nach „gesegelten Waren“

„Das Problem ist, es gibt nicht genug Schiffe für die Nachfrage“, berichtet der Niederländer. Andere Initiativen, die ebenfalls Waren per Frachtsegler transportieren wollen, unterstützt seine Reederei deshalb auch. So etwa die Reederei Timbercoast, an die die Avontuur vermittelt wurde. Mit dem Frachtsegler kommen vor allem „Liebhaber-Waren“ aus der Karibik nach Europa: Kaffee und Kakao zählen ebenso dazu wie Öle und Hochprozentiges, Gewürze und andere Delikatessen aus Bio- und fairem Anbau. Fracht, für die die Kunden deutlich mehr zahlen müssen als für Ware, die auf einem großen Containerschiff verschifft wird. „Die Nachfrage ist viel größer als wir transportieren können“, berichtet auch Cornelius Bockermann, der mit Timbercoast bereits Pläne für den Bau eines neuen, modernen Frachtseglers mit einer Transportkapazität von 5000 Tonnen hat. In Kooperation mit anderen Unternehmen will die Reederei Fairtransport gleich mehrere Schwesterschiffe fertigen lassen. „Je mehr Schiffe unterwegs sind, desto besser für uns alle“, sagt Langelaan.


  

Quellen: dpa, Timbercoast
Fotos: Christoph Neumann, Daniela Buchholz, Timbercoast

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