Eine Containerreederei aus der Schweiz, wo weit und breit kein Meer zu sehen ist? Klingt erst einmal etwas abwegig. Aber es gibt sie – und die MSC-Reederei ist sogar der zweitgrößte Containertransporteur der Welt.
Die Reederei MSC aus Genf ist gerade mal 45 Jahre alt – und damit deutlich jünger als große Konkurrenten wie Maersk oder Hapag-Lloyd. Mehr als 500 Schiffe fahren für die MSC-Reederei auf den Weltmeeren, darunter auch die Kreuzfahrtschiffe der Tochtergesellschaft MSC Crociere. Und das derzeit größte Containerschiff der Welt, die „MSC Oscar“, segelt ebenfalls unter der MSC-Flagge.
MSC: Reederei der weiblichen Schiffsnamen
1970 gründete der Kapitän Gianluigi Aponte aus Neapel die MSC-Reederei unter ihrem ursprünglichen Namen Aponte Shipping Company. Die Umfirmierung in Mediterranean Shipping Company (MSC) erfolgte 1974; im folgenden Jahr wurde der Hauptsitz nach Genf verlegt, den Wohnort von Apontes Schweizer Ehefrau Raffaela Denat. „Rafaela“ hieß übrigens auch das zweite Schiff der Firma – das zweite „f“ ging durch einen Übermittlungsfehler bei der Registrierung verloren. Die meisten der MSC-Containerschiffe sind nach weiblichen Angehörigen von Firmenmitarbeitern benannt. Einige der wenigen Ausnahmen sind die aktuellen Mega-Carrier „MSC Oscar“ und „MSC Oliver“ (im März 2015 getauft), deren Namen auf die Enkel von Gianluigi Aponte zurückgehen.
In ihren ersten Jahren bot die MSC-Reederei vorwiegend Trampfahrten an, also Dienste ohne feste Routen und ohne festen Linienfahrplan. Den Sprung in die Containerschifffahrt vollzog MSC Anfang der Achtziger, als das Unternehmen eine Reihe von Massengutfrachtern erwarb und diese zu Containerschiffen umbauen ließ. Bis Mitte der Neunzigerjahre fuhren nur Second-Hand-Schiffe für MSC. Erst ab 1996 ließ die MSC-Reederei eigene Schiffe bauen.
MSC: Reederei auf dem Sprung an die Spitze
Aktuell besitzt die MSC-Reederei 504 Schiffe (Stand: 9. März 2015), darunter auch die erwähnte „MSC Oscar“. Dieses Schiff der sogenannten Olympic-Klasse verfügt über eine Stellplatzfläche von 19.224 TEU (Standardcontainer). Momentan lassen die Schweizer 17 Frachter mit einer Kapazität zwischen 16.000 und 19.000 TEU bauen, außerdem 35 Schiffe mit bis zu 9.400 TEU. Alle georderten Frachter sollen bis 2016 abgeliefert werden, die Gesamtkapazität der MSC-Reederei würde dann von derzeit 2,5 Millionen TEU auf über drei Millionen TEU steigen. Zum Vergleich: Maersk bietet aktuell eine Flotten-Kapazität von 2,77 Millionen TEU. Die Expansionspolitik der Dänen ist allerdings deutlich konservativer – derzeit hat Maersk Schiffe mit insgesamt nur gut 180.000 TEU Ladekapazität geordert.
Quelle: DVV
Foto: MSC