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Kap Hoorn – Eisiger Mythos am Ende der Welt
Veröffentlicht am 09.02.2016

Kap Hoorn gilt als Kap der wilden Stürme. Mit bis zu 160 km/h können schwere Orkanböen über die 425 Meter hohe Südspitze Südamerikas peitschen. Wellen können sich bis in 30 Meter Höhe auftürmen, wenn die Wassermassen aufgrund der starken Strömung auf das Festland krachen. Am Kap Hoorn kommt das Wasser zudem auch von oben, denn es regnet dort durchschnittlich an vier von fünf Tagen. Wer es auf einem Frachtensegler ohne Hilfsmotor durch die gefürchtete Schiffspassage geschafft hatte, wurde als Ehrenmitglied in die internationale Gemeinschaft der Kap Horniers aufgenommen.

29. Januar 1616: Die niederländischen Seefahrer Jacob Le Maire und Willem Cornelisz Schouten umsegeln als erste Europäer die felsige Südspitze Südamerikas und nennen sie, zu Ehren von Kapitän Schoutens nordholländischer Heimatstadt, Kap Hoorn. Ziel ihrer drei Jahre andauernden Reise mit dem Dreimaster „De Eendracht“ (Eintracht) sollte es sein, eine neue westliche Passage in den Pazifik zu finden. Und das taten sie. Die kleine Felseninsel wurde weltweit zum Symbol für den Kampf gegen die Elemente, für Steuermannskunst und Durchsetzungsvermögen. Kap Hoorn wurde ein Mythos.

„Das ist eine der gefährlichsten Routen der Welt“

Initiator der legendären Seereise war Isaac Le Maire, reicher holländischer Kaufmann und Vater von Jacob Le Maire. Isaac sah sich der übermächtigen Konkurrenz der Vereinigten Ostindischen Kompanie, kurz VOC, ausgesetzt. Dabei handelte es sich um eine Vereinigung holländischer Kaufleute, die im 17. Jahrhundert ein Handelsmonopol mit Asien auf der Route zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und der Magellanstraße hatte. Um die Vormachtsstellung der VOC zu brechen, suchte Isaac Le Maire nach einer eigenen Passage. Sein Sohn Jacob und Willem Cornelisz Schouten entdeckten eine Durchfahrt am argentinischen Feuerland, die Le Maire-Straße zum Kap Hoorn – ein Pyrrhussieg, denn später wurden den Schouten und Le Maire von Männern der VOC festgenommen, ihr Schiff wurde beschlagnahmt. Dass die beiden Seefahrer überhaupt mit heiler Haut davonkamen, grenzt an ein Wunder. „Das ist eine der gefährlichsten Routen der Welt. Dort stürmt es fast immer von Westen. Es ist eiskalt, die Segel vereisen, es ist ein Alptraum“, sagt der niederländische Historiker Dirk Jan Barreveld, der selbst jahrelang zur See fuhr.

Symbolbild Mythos Kap Hoorn (c) pixabay.com

Kap Hoorn gilt als weltweit größtes Seemannsgrab und war Schauplatz unzähliger Dramen. Die bisher längste Umrundung dauerte 98 Tage, die schnellste 6 Tage. 800 Schiffe sollen vor der Küste gesunken sein, mehr als 10.000 Seeleute ihr Leben verloren haben. Wer konnte, hatte das Kap allein schon aufgrund der widrigen Witterung gemieden. Zur verkehrsreichsten Route der Weltmeere wurde die Fahrt um Kap Hoorn erst 1848, als in Kalifornien Gold entdeckt wurde. Fortan ist über diese Route beispielsweise Salpeter aus Chile oder Weizen aus Australien nach Europa transportiert worden.

Kap Hoorn: Gestern Bedrohung, heute Mythos

Kap Hoorn, der eisige Mythos am Ende der Welt, fordert auch heute noch Abenteurer heraus. Viele umrunden das Kap nicht mehr nonstop von 50 Grad Süd auf der einen Seite Südamerikas bis zur anderen. Die modernen Abenteurer suchen gerade den Kontakt mit dem schroffen Felsen. So auch der Flensburger Thies Matzen und die Schwedin Kicki Ericson. Die beiden Weltumsegler leben seit 30 Jahren auf einem Holzboot. „Wir sind in unserem neun Meter langen Segelboot um Kap Hoorn herumgehüpft, von einem Ankerplatz nordwestlich vom Kap zu einem Ankerplatz nordöstlich von ihm“, beschreibt Matzen eine dieser Fahrten. „All die, die vor uns kamen, suchten Seeraum, wir Sichtkontakt. Ihnen war Kap Hoorn Bedrohung, uns Mythos.“

 

Quelle: dpa
Artikelfoto: © Tania Müller / pixelio.de
Symbolbild: © pixabay.com

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