Unter den größten globalen Containerreedereien belegt die Hapag-Lloyd AG als einzige deutsche Reederei einen Platz in den Top 10. Die Hamburger betreiben laut der Analysegesellschaft Alphaliner rund 250 Schiffe – 110 eigene und 140 gecharterte (Stand Februar 2022). Zusammen weisen sie ein Transportvolumen von rund 1,75 Millionen TEU auf. Zum Vergleich: Die derzeit größte Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) bietet Platz für 4,31 Millionen TEU, die zehntplatzierte Reederei Zim aus Israel kann rund 421.000 Standardcontainer über die Weltmeere transportieren.
Gesellschaft mit Tradition
Die Wurzeln der Hapag-Lloyd AG reichen bis weit ins 19. Jahrhundert zurück, als die Gründungsgesellschaften Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) und Norddeutscher Lloyd ihre ersten Schiffe mit Stückgut und Passagieren nach New York in See stechen ließen. Beide Unternehmen hatten es mit einer Fusion nicht eilig und es folgte ein hanseatisches Wechselspiel von Konkurrenz und Kooperation. Erst 1970 schlossen sie sich zur Hapag-Lloyd AG zusammen. Mit mehr als 10.000 Beschäftigten, 112 Seeschiffen und einem Umsatz von über einer Milliarde DM gehörte das Unternehmen zur internationalen Spitzengruppe der Linienreedereien. Mit dem 25.000 Quadratmeter großen Schuppen 73 im Hamburger Kaiser-Wilhelm-Hafen nahm sie zudem ihre erste eigene Container-Umschlaganlage in Betrieb.
Hapag-Lloyd wächst weiter
Unter dem neuen Namen hat Hapag-Lloyd in den folgenden Jahrzehnten weiter an Fahrt aufgenommen. Die jüngste Großbestellung neuer Schiffe erfolgte im Sommer 2021. Wie das Unternehmen mitteilte, hat es sechs Großcontainerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von jeweils mehr als 23.500 TEU bestellt. Die neuen Carrier verfügen über Motoren, die mit LNG angetrieben werden können und werden von der südkoreanischen Werft Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering gebaut. Ab 2024 sollen sie sukzessive ausgeliefert und im Rahmen des Konsortiums THE Alliance auf den Europa-Fernost-Routen eingesetzt werden.
Ebenfalls stark ausgebaut wurde im Jahr 2021 der Bestand an Containern, die vor allem im Zuge der Corona-Pandemie weltweit knapp wurden. Insgesamt 625.000 TEU hat das Unternehmen in dem Jahr geordert. 40 Prozent davon entfallen auf Kühlcontainer. Das Verhältnis von bestellter zu bestehender Containerflotte liegt damit bei rund 22 Prozent.
Einstieg beim JadeWeserPort
Ein weiterer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte ist der Einstieg von Hapag-Lloyd beim JadeWeserPort in Wilhelmshaven, Deutschlands einziger Tiefwasserhafen. Rolf Habben Jansen, Vorsitzender des Vorstands von Hapag-Lloyd, sagte gegenüber der Tageszeitung Die Welt, dass der Einstieg die Möglichkeit biete, einen Containerdienst von Fernost nach Europa zuerst nach Deutschland fahren zu lassen – und nicht in die Niederlande oder nach Belgien. „Das hätte das Potenzial, die deutschen Häfen gegenüber Rotterdam und Antwerpen zu stärken“, erklärte Habben Jansen. „Ich habe oft gesagt, dass eine bessere Zusammenarbeit der deutschen Hafenstandorte eine gute Sache wäre – wir sollten die eigenen Stärken bestmöglich nutzen!“
Quellen: Hapag-Lloyd/Alphaliner