Die Bundesregierung will mit einem Gesetz für die beschleunigte Genehmigung von LNG-Importterminals die Unabhängigkeit von russischem Erdgas schneller vorantreiben. „Eine der wenigen Möglichkeiten Deutschlands, auf dem Weltmarkt kurzfristig zusätzliche Gasmengen zu beschaffen, ist der Einkauf verflüssigten Erdgases (LNG)“, heißt es in einem Papier zum geplanten Gesetz. Konkret bedeutet das, dass Genehmigungsbehörden vorübergehend bestimmte Anforderungen unter speziellen Bedingungen aussetzen dürfen, etwa bei der Umweltverträglichkeitsprüfung. Das Gesetz soll für schwimmende und landgebundene LNG-Importterminals gelten, die schneller genehmigt und in Betrieb genommen werden sollen.
In dem Papier werden konkret Brunsbüttel und Wilhelmshaven als Standorte genannt. Es gebe aber auch weitere infrage kommende Orte, etwa Rostock und Stade. Die Realisierung an den einzelnen Standorten hänge von verschiedenen rechtlichen, fachlichen und wirtschaftlichen Faktoren ab.
LNG-Kapazität in Stade und Wilhelmshaven buchen
Zwischenzeitlich hat das das Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH) in Stade entschieden, dass internationale Marktteilnehmer die Gelegenheit erhalten, im Rahmen einer „Binding Open Season“ verbindliche Buchungsanfragen für Terminalkapazitäten zu stellen. Der Schritt erfolgte, nachdem das HEH als erstes deutsches LNG-Projekt beide Genehmigungsverfahren für Terminal und Hafen erfolgreich starten konnte.
„Die Reaktionen auf unser Interessenbekundungsverfahren im April sind extrem positiv. Die Nachfrage im Markt ist groß und HEH im Prozess bereits weit fortgeschritten“, erläuterte Danielle Stoves, Commercial Director Hanseatic Energy Hub, auf der internationalen Gaskonferenz „Flame“ in Amsterdam.
Mit EnBW hat erst kürzlich eines der führenden deutschen Energieunternehmen angekündigt, künftig mindestens drei Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr über den Hanseatic Energy Hub beziehen zu wollen. Die Gesamtkapazität des Stader LNG-Terminals beträgt 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr, dies entspricht rund 15 Prozent des deutsches Gasbedarfs.
Um LNG-Importe nach Europa über den in Wilhelmshaven geplanten Regasifizierungsterminal zu beschleunigen, hat auch Tree Energy Solutions (TES) eine „Open Season“ initiiert. Demnach können schon jetzt Interessenbekundungen für die Reservierung von Kapazitäten und Dienstleistungen für die Einfuhr von LNG-Mengen eingereicht werden. „Hierdurch bietet sich den Marktteilnehmern eine hervorragende Gelegenheit, zukünftige Kapazitäten im ,Green Energy Hub Wilhelmshaven‘ zu sichern“, teilt TES mit.
Vom Jahr 2025 an plant Tree Energy Solutions mit einer Import-Initialkapazität von jährlich 16 bis 20 Milliarden Kubikmetern. Ab 2027/28 soll der Terminal als Teil des „Wilhelmshaven Green Energy Hub“ zunehmend für den Import nicht-fossiler grüner Gase reserviert werden.
Quellen: dpa/THB