Ein Boot, das von einem anderen gezogen wird, sich also im Schlepptau befindet, muss zum Vortrieb keine eigene Energie mehr aufwenden. Auch wer als Mensch im Schlepptau eines anderen unterwegs ist, gilt nicht gerade als Kraftmeier, sondern als machtloses Anhängsel – so wie früher getötete Wale, die von Walfängern an Land geschleppt wurden.
Im Schlepptau: Ozeanriesen und Bohrinseln
Seit dem 18. Jahrhundert ist die Redewendung „Jemanden im Schlepptau haben“ in der Schifffahrt belegt. Wer ins Schlepptau genommen wird, wird geführt, vorwärtsgebracht oder jemand erlaubt ihm, sich an ihn zu hängen. Dass es auf See böse enden kann, von einem Schiff gezogen zu werden, erlebten im Dezember 2013 Bootsflüchtlinge in der Karibik. Fast zwanzig der über fünfzig Haitianer ertranken, als ihr Boot im Schlepptau eines Polizeischiffs kenterte, das die Flüchtlinge auf die Turks-und-Caicos-Inseln bringen sollte.
Hafenschlepper bugsieren Ozeanriesen, Schlepper im Verbund sogar riesige Bohrinseln an die richtige Stelle im Hafen beziehungsweise auf See. Die Trossen müssen im ureigenen Interesse der Schlepperbesatzung intakt sein, denn wenn sie reißen, kann das für die Mannschaft lebensgefährlich sein und den Schlepper ernsthaft beschädigen.
Im Schlepptau sollten nicht alle Stricke reißen
Aus guten Gründen stammen die Trossen deshalb stets vom Schlepper und werden an dünneren Vorleinen hinüber zum Frachter oder Kreuzfahrtschiff lanciert. Das Schleppseil sollte aus Sicherheitsgründen das Doppelte dessen an Zugspannung aushalten, was ein Schlepper an Zugkraft auf die Schraube bringt. Wenn alle Stricke reißen … – im Schlepptau lieber nicht!
Quelle: Walter Schmidt
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