Nach Einschätzung der Vorstandsvorsitzenden des Hamburger Hafenkonzerns HHLA, Angela Titzrath könnten die Gespräche über eine Zusammenführung der Containeraktivitäten in den norddeutschen Häfen Hamburg, Bremen/Bremerhaven und dem JadeWeserPort in Wilhelmshaven bis Jahresende erfolgreich abgeschlossen werden. „Ich halte es nach wie vor für möglich, dass bei gutem Willen aller Beteiligter noch in diesem Jahr eine Absichtserklärung unterzeichnet werden kann“, sagte die HHLA-Chefin. Zu weiteren Details der vertraulichen Konsultationen könne sie allerdings „öffentlich nichts sagen“. Die norddeutschen Häfen mit dem Marktführer Hamburg (rund 8,5 Millionen TEU-Standardcontainer 2020), Bremerhaven (4,8 Millionen TEU) sowie Wilhelmshaven (0,4 Millionen TEU) würden gemeinsam fast mit Rotterdam gleichziehen.
Sollte die Absichtserklärung zwischen HHLA, Eurogate und deren Eignern zustande kommen, würden ein Prüfungsverfahren (Due Dilligence) und die Anmeldung zur Prüfung unter wettbewerbsrechtlichen Bedingungen folgen – wahrscheinlich auf EU-Ebene. Hintergrund der geplanten Zusammenarbeit ist, dass die großen deutschen Seehäfen in der sogenannten Nordrange im globalen Containergeschäft unter starkem Wettbewerbsdruck stehen, vor allem von Seiten der beiden größten europäischen Häfen Rotterdam und Antwerpen.
Titzrath betonte, der Gegenstand der Gespräche sei nicht die Fusion der Häfen insgesamt. „Wir sprechen über eine mögliche Zusammenführung der Aktivitäten von acht Containerterminals in Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven.“ Eine solche Konstruktion sei in einem Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger positiv bewertet worden. „Demnach können die Vorteile, die es auf den Feldern Innovation und auch Nachhaltigkeit gibt, in einer Kooperation ihre Stärken entfalten, um im Wettbewerb in Europa zur Nummer eins zu werden.“
Kompliziert sind die Gespräche auch deswegen, weil an den betroffenen Containerterminals verschiedene Betreiber tätig sind. Es sind teils Privatfirmen, zum Teil sind sie aber auch in den Händen der Hansestädte Hamburg und Bremen. Außerdem sind Reedereien als Teilhaber involviert.
Im Falle einer Zusammenführung von Containeraktivitäten müsse gewährleistet sein, dass der Hafenstandort Hamburg gestärkt wird und der Wettbewerb zwischen den Containerterminals bestehen bleibt, fordert der Hamburger FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse. „Ich halte es zudem für falsch, dass die HHLA Störungen des internationalen Warenverkehrs dazu nutzt, ihre Gewinne auf dem Rücken der ohnehin schon leidenden Hafen- und Logistikwirtschaft zu maximieren. Es ist Aufgabe des Senats als Haupteigentümer der HHLA, für einen attraktiven Hamburger Hafen zu sorgen, indem er Gebühren niedrig hält und die Finanzierung und Wettbewerbsfähigkeit des Hafens insgesamt sichert.“
Der Umweltverband Nabu hat einen möglichen Zusammenschluss der Containerterminals an der deutschen Nordseeküste als „ökonomische wie ökologische Chance“ begrüßt. „Über Dekaden haben nach Auffassung des Nabu die Bundesländer Bremen, Hamburg und Niedersachsen auf Kosten des Steuerzahlers und auf Kosten von Natur und Umwelt gegeneinander gearbeitet“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands in Hamburg vom Freitag. „Wegen föderaler Begehrlichkeiten wurden Milliarden Euro verbrannt und zudem die sensiblen Tidelebensräume von Elbe und Weser angesichts überdimensionierter Ausbauten an allen Standorten unnötig geschädigt.“
Quelle: dpa/DVZ