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Studie: Autonom fahrende Binnenschiffe schon in 15 Jahren?
Veröffentlicht am 08.01.2019

Wenn es um Lösungsmöglichkeiten akuter Verkehrs- und Umweltprobleme geht, dann wird der Ruf nach mehr Schiffen anstelle von Lastwagen immer lauter. Allerdings geht es mit dem Gütertransport auf dem Wasser hierzulande nur eher schleppend voran. Während im Jahr 2008 noch fast 250 Millionen Tonnen über die Flüsse und die Kanäle transportiert wurden, sank die Zahl im Jahr 2018 auf 222 Millionen Tonnen.

Diese abnehmende Tendenz droht sich auch in der nahen Zukunft weiter fortzusetzen, befürchten führende Branchevertreter. So warnen beispielsweise die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet davor, dass der Transport per Lastwagen zulasten der Schifffahrt weiter zunehmen könnte. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Lastwagen erst ferngesteuert und dann völlig autonom über die Straßen rollen, vermutet Ocke Hamann Geschäftsführer der IHK Duisburg, zu deren Bereich auch der größte Binnenhafen Europas gehört. Damit könne auch der Kostenvorteil des Binnenschiffs ins Wanken geraten.

Aus diesem Grund haben die Kammern ein Projekt initiiert, damit in absehbarer Zeit Schiffe autonom auf Flüssen und Kanälen fahren, sich selbstständig in Schleusen einfädeln und in Häfen anlegen können. „Wir haben das konkrete Ziel, in 15 Jahren autonom fahrende Binnenschiffe auf unseren Wasserstraßen zu sehen“, sagte Hamann im Rahmen der Vorstellung einer Machbarkeitsstudie in Duisburg.

Autonomes Fahren macht kleinere Frachtschiffe wettbewerbsfähiger

Das Fahren ohne Kapitän am Ruder biete die Chance, dass auch kleinere Frachtschiffe wettbewerbsfähig betrieben werdn können, hebt das Duisburger Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme, das die Studie erstellt hat, hervor. Güter könnten so von den Rheinfrachtern statt auf Lastwagen auf kleinere Schiffe umgeladen und über die Kanäle zu ihrer Destination befördert werden. Schiffe mit deutlich weniger Ladekapazität, so heißt es in der Studie, seien aber nur dann wettbewerbsfähig, wenn sie automatisiert betrieben werden. Außerdem werde der Personalmangel entschärft, unter dem auch die Binnenschifffahrt leide.

Auch ein Testgebiet schlägt die Studie vor: Besonders geeignet sei dafür ein Abschnitt des Dortmund-Ems-Kanals zwischen Dortmund und Waltrop. Denn es gebe auf den ca. 20 Kilometern Wasserstraße relativ wenig Schiffsverkehr. Die Gefahr einer Kollision sei daher gering. Zudem könnten Schleusenmanöver und das Anliegen in verschiedenen Hafenbecken in der Praxis getestet werde.

Erste Testfahrt könnte schon 2021 erfolgen

Und das Projekt hat zeitlich ambitionierte Ziele: Die Autoren der Studie peilen schon für das Jahr 2021 die erste Testfahrt mit einem automatisierten Schiff an. Denn auf den Schiffen seien schon heute viele technische Navigationshilfen im Einsatz, die weiterentwickelt werden könnten. Voraussetzung für die Testes sei allerdings die Vergabe von Fördergeldern. Denn anders als in der Automobilbranche gebe es keine Milliardenkonzerne in der Binnenschifffahrt, die intensiv am autonomen Fahren forschten.

Für Thomas Schlipköther, im Vorstand des Duisburger Hafens für Technik und Betrieb zuständig, ist das ferne Zukunftsmusik und lenkt den Fokus auf ein anderes Problem: „Warum bauen wir nicht endlich Schiffe, die auch bei einer Wassertiefe von nur 1,20 Metern fahren können“, sagte er bei der Präsentation der Studie. Denn extrem niedrige Wasserstände wie zurzeit würden immer häufiger auftreten, fürchtet der Hafenmanager. Und noch ein weiteres Problem der Binnenschiffer müssen gelöst werden. So fahren viele Schiffe noch mit alten Dieselmotoren über die Flüsse und emittieren viele Schadstoffe in die Luft. Deshalb forderte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser Umrüstprämien auch für Binnenschiffe.
   

Quelle: dpa
Foto: Pixabay

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